17. Mai 2015

[Rezension] Fettlogik überwinden - German Edition

Die Rezension behandelt das Buch "Fettlogik überwinden" von Nadja Hermann, ein (bisher noch reines) eBook, welches Mythen und Legenden bezüglich "Abnahme von Körperfett" behandelt. Gleich nach der Veröffentlichung ist dieses Buch auf Platz 1 in verschiedenen Kategorien gesprungen und konnte sich da bis heute (= Zeitpunkt der Verfassung von dieser Rezension) halten. Hat das dieses Buch verdient oder haben wir hier wieder ein Buch, welche die nächste Pseudo-Wissenschaftliche Begründung für irgendwelche Diäten präsentiert?

Streicht das Pseudo und betont die Wissenschaft. Denn darum geht es in dem Buch. Es geht um Fakten und Wahrnehmung. Nicht mehr und nicht weniger. (Fast) jede Aussage und Schlussfolgerung in diesem Buch ist mit wissenschaftlichen Studien belegt, welche nach objektiven Kriterien ausgewählt wurden. Welche das sind und warum gerade diese wichtig sind, wird am Anfang des Buches erklärt. Ich habe mir übrigens nicht die Mühe gemacht, jede einzelne (oder überhaupt eine) Studie anzugucken. Wer dies aber trotzdem tun möchte, findet am Ende des Buches ein Verzeichnis der Belege, mit Namen der Verfasser und Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hier merkt man sehr stark, dass die Autorin einen Doktortitel inne hat. Da setze ich ordentliches Arbeiten mit Quellen voraus.

Zeit Dinge hätten mich fast abgeschreckt dieses Buch zu kaufen:

1) Das Inhaltsverzeichnis ist nicht verlinkt. Es ist eine Seitenzahl angegeben, welche auf dem Endgerät aber völlig irrelevant wird. Oftmals ist das ein Zeichen dafür, dass nicht so ordentlich gearbeitet wurde. Auch das es keinen Verlag gibt, war mir suspekt und ich dachte an eine "Ach, Hauptsache ich habe eine Buch geschrieben, wie das aussieht, ist egal" Doch das Buch enthielt sonst keine technischen Fehler oder war voller komisches Sätze oder... irgendwas, was 6€ nicht rechtfertigt.

2) Das Inhaltsverzeichnis/die Überschriften der Kapitel wirken wie eine Ansammlung einer Blogartikel-Sammlung und scheinen keinen roten Faden zu haben. Am Anfang wirken die Texte leicht so, erst später kann man die Texte hintereinander richtig gut lesen. Dies ist aber meckern auf einem hohem Niveau. Bei einem Roman könnte das tödlich sein, bei einem Sachbuch ist es okay. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass einzelne Kapitel aus dem Zusammenhang gelesen werden können ohne das irgendwas fehlt.

Ich habe bisher noch nichts über den Inhalt verlautbaren lassen. Denn das ist wirklich schwierig. Wenn man es in einem Satz zusammenfassen müsste, würde ich sagen: "Eine Kalorie ist eine Kalorie ist eine Kalorie; wer was anderes erlabt hat, der möge bitte genauer hinschauen." Jeder Untersuchte "Fall", in dem Buch "Fettlogik" genannt, hat im Grunde genau das als Fazit. Jojo-Effekt? Existiert nicht. Hungerstoffwechsel? Nicht wirklich existent. Schilddrüse? Setzt die Kalorienbilanz nicht ausser Kraft. Medikamente? Auch die nicht. Viele Bücher, oder Webseiten, sagen nichts anderes. Aber noch nie habe ich das wirklich belegt und so deutlich schwarz auf weiß gesehen.

Wer auf eine bestimmtes Thema aus ist, sollte sich das Inhaltsverzeichnis angucken. Aber auch die anderen Themen werfen gerne andere Lichter auf das Thema.

Für mich das Interessanteste waren die Kapitel über die Wahrnehmung. Beispielsweise wird erklärt wann und wie der BMI richtig ist (Spoiler: Er liegt bei Übergewicht fast immer richtig!) , warum die Fatacceptance-Bewegung gefährlich ist und das einige Dicke stolz auf ihre Leistung sind. An dieser Stelle hebe ich mal das Beispiel der "Ragen Chastain" (kannste googeln) hervor, welche einen Marathon mit Übergewicht "gelaufen" ist. Sie hat länger gebraucht, als wir vor einiger Zeit mit Bollwerwagen und Pausen. Solche Szenen gibt es in dem Buch zu Hauf - und sind belegt mit einem sarkastisch, bissigen Unterton der Autorin. Das kann man gemein finden, man kann aber auch drüber lachen und dann realisieren: Verdammte kacke... kommt mir das bekannt vor.

Long Story Short: Wer glaubt, die Kalorienbilanz austricksen zu können und Immun ist gegen Wissenschaft: Lest euer Horoskop und betet zur Sonne, alle anderen sollten sich das Inhaltsverzeichnis antun (es gibt eine Leseprobe!) und falls sie interessante Fragestellungen finden: Zuschlagen. Es ist nicht langweilig zu lesen und es gibt nur eine Stelle, die wirklich zäh ist. (Und das ist das kurze Kapitel über Krankheiten, ausgelöst von Fett)

3 Kommentare:

  1. Danke für die Rezension und die Buchempfehlung aus einem Blogbeitrag davor. Ich habe es mir daraufhin sofort gekauft und gelesen.
    Kann es nur weiterempfehlen. Auch wenn ich mich mit Ernährung eigentlich gut auskenne, hatte ich an einigen Stellen eine "Erleuchtung" und das Gefühl: in die Falle bist du auch getappt.

    Ich wünschte, mehr Leute würden es lesen, die dick sind (nicht böse gemeint, ich hatte auch mal 113kg) und sich immer noch vorlügen, wie fit sie sind, wie viel Lebensqualität sie haben, und dass all ihre Krankheiten von allem Möglichen kommen, aber nicht vom Übergewicht.
    Also, danke noch mal! :-)
    Heike

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    1. Ich bin weit weg von deinem Gewicht... ich bin quasi einer, in der Zielgruppe "Fatacceptance" :D

      Aber ich bin froh, dass ich helfen konnte!

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  2. Ja, du hast mir wirklich geholfen. :-) Hätte das Buch so nie gefunden, vielleicht erst in paar Monaten oder so.
    Wie gesagt, ich bin "diäterprobt", aber ich hänge seit Jahren an der 90kg-Schwelle fest. Unterschreite sie mal, oder überschreite sie, Weihnachten waren es mal wieder 100 (!!!), aber irgendwie kehre ich immer wieder dahin zurück. Dabei will ich auf 74kg, was bei meiner Größe von 1,80 völlig normal wäre.

    Ich kann es schlecht beschreiben, aber dieses Buch mitsamt seiner "Unaufgeregtheit" und wissenschaftlichen Belegung all dieser Fakten, gibt einem den Glauben zurück, dass man es schaffen kann.

    Also, du kannst es auch schaffen. Und von Fatacceptance hältst du ja nix. ;-) Wirst ja nicht den weltweit einzigen Stoffwechsel haben, der anders als alle anderen funktioniert. :-)))

    Schöne Grüße
    Heike

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